Unser Ziel: Das Konzept der Terra preta einem möglichst großen Kreis von Interessierten zugänglich machen.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Terra Preta – Lösung des Klimaproblems? – Teil 4

Nachdem wir in der vorangegangen Ausgabe des ELK-Blattes bereits die sehr ineffiziente, traditionelle Verkohlung, sowie einen Kochofen, der über eine Sekundärluftzufuhr eine unvollständige Verbrennung ermöglicht (Anila Stove), vorgestellt haben, soll heute eine weitere Herstellungsart erklärt werden: Die Pyrolyse
Unter Pyrolyse versteht man grundsätzlich die Aufspaltung von organischen Stoffen durch Hitzeeinwirkung. Wenn man Biomasse, also Holz und Pflanzenteile pyrolysiert, entsteht im wesentlichen Holzkohle und eine Reihe von gasförmigen Stoffen, bei geringerer Hitze neben der Kohle auch flüssige und teerartige Stoffe (Holzessig, Holzteer).
Uns interessiert hier jedoch in erster Linie die Gewinnung der Holz- oder Biokohle, so dass wir hier die Pyrolyse bei höheren Temperaturen beschreiben.
Dazu wird die getrocknete Biomasse (Holz, Pflanzenteile aber auch Dung, wie z. B. getrockneter Hühnerkot) in einem Reaktor unter Luftabschluss bis auf ca. 800°C erhitzt. Durch diese Temperaturen werden die langkettigen Kohlenstoffverbindungen des organischen Materials aufgebrochen. Dabei entstehen Pyrolysegase und es wird zusätzliche Wärmeenergie frei, die genutzt werden kann. Die Wärme kann abgeleitet werden und die sehr energiereichen Pyrolysegase können dank moderner Technik sehr schadstoffarm verbrannt und neben der Wärme- auch zur Stromerzeugung genutzt werden . Dazu werden die Pyrolysegase gereinigt und dann können dann einem Verbrennungsmotor zugeführt werden, der einen Generator zur Stromerzeugung antreibt. Die Abwärme des Motors kann zu Heizzwecken verwendet werden.
Methan, das als Klimagas 23 Mal so stark wirkt wie Kohlendioxid, sowie Lachgas (siehe vorangegangenen Artikel im ELK) entstehen bei dieser Herstellungsart gar nicht. Nach Abschluss der Pyrolyse hat man neben dem erzeugten Strom bis zu 40% der anfänglichen Biomasse an Biochar (Bioholzkohle) gewonnen. Ein erstes Pilotprojekt dieser Herstellungsart ist der PYREG-Reaktor in Ingelheim in Deutschland (siehe Abbildung), das jedoch auf eine Stromauskopplung verzichtet.




Aufbau des „Pyreg-Reaktors

Das Pyreg-Verfahren ist geeignet, jegliche Form von Biomasse zur Energiegewinnung zu nutzen. Je nach Aufbau des speziellen Reaktors und der Temperaturführung kann entweder die gesamte Biomasse zu gasförmigen Stoffen umgewandelt werden oder es wird nur ein Teil verschwelt und es bleibt ein Rückstand an Pyrolysekoks (siehe Diagramm):





Inzwischen hat sich eine kleine Anzahl von Unternehmen dieser Thematik angenommen und erprobt in unterschiedlich konstruierten Aggregaten die Umsetzung der Biomasse. Da Terra preta ziemlich neu in der Diskussion ist, beschränkt sich die Mehrzahl der Verfahren auf die Herstellung von Pyrolysegas. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich das in nächster Zeit ändern wird und vielleicht können wir auch ein wenig dazu beitragen, indem wir bei den Firmen anfragen und so signalisieren, dass auch ein Interesse von Biokohle zur Herstellung der Terra preta besteht.

Was für uns das Thema so interessant macht, ist die Tatsache, dass es bisher nur wenig verlässliche Information darüber gibt, welche Wirkung die Terra preta in den heimischen Böden entfaltet. Es muss also noch viel geforscht werden. Da wir inzwischen zur Fachhochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften Kontakt aufgenommen haben, besteht für uns vielleicht die Möglichkeit, einen kleinen bescheidenen Beitrag zu dieser Forschungsarbeit zu leisten. Erste Möglichkeiten zur Zusammenarbeit haben wir schon ausgelotet. Eventuell können wir anlässlich der Landesgartenschau erste Ergebnisse präsentieren.

Im nächsten Artikel werden wir uns mit dem Thema „Hydrothermale Karbonisierung“ näher befassen.

Interessierte können nach wie vor einen Bauplan des Ofens „Anila Stove“ aus der letzten Ausgabe per Email bei uns anfordern. Die vorangegangenen Artikel und weitere Informationen können über unseren Internet-Blog abgerufen werden: www.terra-preta-nova.blogspot.com

Auf Fragen und Anregungen antworten wir gerne unter unserer

E-mail-Adresse: terrapreta@web.de

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr schöne Website!
Informativ und übersichtlich. Das Thema ist echt spannend und wird bestimmt in naher Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Weiter so!!

UMWE-lt DEMokratisch entwickeln: hat gesagt…

... und vor allem eine Zusammenstellung der HERSTELLerInnen von Reaktoren wie diesen Pyreg-Reaktor ...

waere nicht schlecht: vielleicht setzen einige von ihnen einen Link hier in den Kommentarbereich?