Unser Ziel: Das Konzept der Terra preta einem möglichst großen Kreis von Interessierten zugänglich machen.

Montag, 7. Dezember 2009

Terra preta – Lösung des Klimaproblems? Teil 5

In der letzten Folge hatten wir uns ausführlich mit der Pyrolyse als Möglichkeit zur Herstellung von Holzkohle beschäftigt. In der Zwischenzeit sind uns weitere Informationen zu diesem Themenkreis bekannt geworden, so dass wir es für sinnvoll halten, diese zunächst einzufügen, bevor wir uns mit der hydrothermalen Karbonisierung wie angekündigt beschäftigen.

Seit einigen Jahren wird als Folge der sich abzeichnenden Verknappung von Erdöl die Energiegewinnung aus Pflanzen breit diskutiert. In erster Linie denkt man dabei an Stoffe wie Pflanzenöle und den so genannten Bioalkohol, der durch die Vergärung von Zucker oder Stärke aus Rüben, Zuckerrohr und verschiedenen Getreidearten zu Ethanol gewonnen wird.

Dieser Alkohol lässt sich für normale Benzinmotoren zu einem geringen Prozentsatz dem Benzin zumischen, bei angepassten Motoren bis zu 100% als Ersatz für Benzin verwenden. Auch Methanol kann diese Rolle erfüllen, jedoch wird dieses eher aus Erdöl, bzw. -gas hergestellt und ist somit keine Alternative als Ersatz für herkömmliche Treibstoffe. Außerdem ist Methanol stark giftig, was seine Verwendung zusätzlich erschwert. Mit entsprechenden chemischen Verfahren, die jedoch relativ energieintensiv sind, könnte man Methanol auch direkt aus Kohlendioxid und Wasser synthetisieren, allerdings eröffnet sich diese Möglichkeit nur, wenn man in Zukunft große Energiemengen aus erneuerbaren Quellen günstig gewinnen kann.

Pflanzenöle können als Dieselersatz in entsprechend umgerüsteten Motoren verwendet werden werden oder sie kommen in chemisch aufbereiteter Form meist als Rapsölmethylester (Biodiesel) auf den Markt.

Doch an diesen Produkten ist nicht mehr allzu viel „Bio“, weil ihre Herstellung häufig zu vermehrten Umweltschäden führt. Und die Herstellung dieser Treibstoffe erfordert unter Umständen mehr Energieeinsatz, zum Beispiel für Düngung, Schädlingsbekämpfung, Transport und Aufbereitung als in dem Endprodukt selbst enthalten ist. Im Extremfall braucht man also für die Produktion einen höheren Energieeinsatz als sich an Nutzen wieder herausziehen lässt. Deshalb ist diese Art von Produktion nur dort möglich, wo der Anbau der entsprechenden Pflanzen staatlich stark subventioniert wird. Ob sie aber auch sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Ökologisch ist es in jedem Falle bedenklich, diesen Weg zu gehen und vollends absurd wird es, wenn zum Beispiel zur Produktion von Palmöl in tropischen Ländern intakte Waldökosysteme gerodet werden, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen, wie dies in Indonesien, aber nicht nur dort, geschieht.

Erschwerend kommt ein weiterer Gesichtspunkt hinzu: Energiepflanzen stellen eine ernst zu nehmende Konkurrenz zu Nahrungspflanzen dar, denn wo sie angebaut werden, können nicht gleichzeitig Nahrungspflanzen gezogen werden. Deshalb ist die Energiepflanzenproduktion in die Kritik geraten, wenn auch nicht immer zu Recht.

Eine Ausnahme davon bilden zum Beispiel die so genannten Mischfruchtkulturen, wo etwa Leindotter und Erbsen auf der selben Fläche angebaut werden, der Leindotter zur Ölproduktion und die Erbsen als Gemüse. Aber auch Ölfrüchte und Getreide eignen sich für diese Anbaumethode (siehe Abbildung)



(Abb.) Mischfruchtanbau mit Leindotter und Gerste

Doch diese Situation ist nicht ohne Alternative, weil es auch die Möglichkeit gibt, die pflanzlichen Reststoffe zur Energiegewinnung zu nutzen. So können Stroh, Abfallholz, Pflanzenstängel und auch Tierkot verarbeitet werden.

Weil aber insbesondere flüssige Energieträger die breiteste Anwendungspalette haben, Pflanzenteile aber meist faserige Konsistenz haben, braucht man einen Zwischenschritt, der die Pflanzenproduktion einerseits und die Gewinnung von flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen andererseits miteinander verbindet.

Wir brauchen also Verfahren, die es ermöglichen, aus pflanzlichen Reststoffen direkt flüssige und auch gasförmige Brennstoffe zu erzeugen. Diese Verfahren, die der im letzten Artikel beschriebenen Pyrolyse sehr ähnlich sind, haben das Potential, jährlich Mengen an Biomasse zu verarbeiten, die der heutigen Erdölproduktion nicht nur entsprechen, sondern sie sogar übertreffen.

Da sie praktisch jedes organische Material in wertvolle Nutzstoffe umsetzen können, entfällt auch der Nachteil, dass das Rohmaterial eventuell in Konkurrenz zu Nahrungspflanzen treten könnte, denn neben pflanzlichen Reststoffen können auch solche ganzen Pflanzen verwendet werden, die auf landwirtschaftlich sonst nicht geeigneten Böden gedeihen.

Allerdings stehen die meisten der Umwandlungsverfahren noch nicht im technisch oder sogar großtechnischen Maßstab zur Verfügung. In den Laboren dieser Welt wird mit Hochdruck daran gearbeitet, Techniken, die im kleinen Maßstab schon funktionieren, für den industriellen Einsatz vorzubereiten.

Hier ist noch eine Menge Forschungsarbeit zu leisten, wenn auch die bisherigen Erfolge vielversprechend sind. Insbesondere die Entwicklung von geeigneten Katalysatoren und die Erforschung der optimalen Prozessführung stellen unsere Wissenschaftler vor interessante Herausforderungen.




Funktionsprinzip der Pyrolyse

In der nächsten Folge werden wir einige dieser Methoden näher vorstellen.

Fragen und Anregungen beantworten wir gerne unter unserer Email-Adresse terrapreta@web.de

Arbeitsgruppe Terra preta in der AG Energie & Umwelt

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Terra preta im Fernsehen

Einen sehr interessanten Film zum Thema Terra preta gab es vor ein paar Wochen beim SWR:

FILM ANSEHEN

Hier ein paar Textauszüge:

Rote Bete - so groß wie ein Handball, Zucchinischeiben - so groß wie Kuchenteller, Lauch - so dick wie ein Staubsaugerrohr. Das Geheimnis der Gemüsegiganten hat seinen Ursprung 10.000 Kilometer westlich, mitten im Regenwald des Amazonas: Es ist ein vergessenes Geheimnis der Indios, das Wissenschaftler wiederentdeckt haben - ein ökologischen Schatz: Die Terra preta, „schwarze Erde“ auf portugiesisch. Ein Ackerboden-Wunder, vor vielen hundert Jahren von Menschen gemacht, aus Holzkohle, Dung und Küchenabfällen. Bis zu mehrere Meter dick, bedeckt die schwarze Erde an vielen Stellen den Regenwaldboden. Sie vermehrt sich selbst, speichert Wasser und Nährstoffe in einem Umfang, der Wissenschaftler fasziniert.

Auf Terra preta werden Pflanzen -wie der Maniok- dreimal so groß, wie auf herkömmlichem Ackerboden. Ein Grund dafür ist die enthaltene Holzkohle, die in hohem Maße Nährstoffe und Wasser speichert. Aber sie ist nicht das ganze Geheimnis, des wahrscheinlich fruchtbarsten Ackerbodens der Welt: Seit Jahren versuchen Wissenschaftler fieberhaft herauszufinden, warum die Terra preta so lange die Nährstoffe speichern kann und warum sie sich selbst vermehrt. Was den Indios quasi in den Schoß fiel, stellte die Wissenschaft lange vor ein unlösbares Problem. Jetzt wurde das Geheimnis im nordpfälzischen Hengstbacherhof gelüftet. Dort sind Joachim Böttcher und seine Kollegen der Firma areal bei Versuchen zufällig auf den richtigen Mix der notwendigen Bodenorganismen - Bakterien und Pilzen - gestoßen. Jetzt können sie als erste eine nahezu originalgetreue Terra preta herstellen.

Der Grundstoff für die Terra preta aus der Pfalz ist biologisch reine Holzkohle. Dazu kommen Grünschnittabfälle und Gärreste aus einer Biogasanlage. Hier steckt ein Großteil der Nährstoffe drin, die terra preta ebenfalls so wertvoll machen. Die Masse wird mit Bakterien und Pilzen angereichert und dann gelagert. Schon nach zwei Wochen ist die Terra preta fertig für den Einsatz im Versuchsgarten.Seit vier Jahren bauen die Pfälzer auf dem schwarzen Boden Gemüse an, mit erstaunlichen Ergebnissen: Riesengemüse, das gleichzeitig ausgezeichnet schmeckt. Der Ertrag pro Pflanze ist bis um das vierfache höher, als auf herkömmlichem Boden. Aber das ist noch nicht alles: Terra preta könnte auch helfen, unser Klima zu retten. Wissenschaftler sind überzeugt, dass der Wunderackerboden vom Amazonas das klimaschädliche Kohlendioxid im hohen Maße und dauerhaft in der Erde binden kann.


Die Terra Preta Pioniere aus der Pfalz wagen nun den nächsten Schritt. Gemeinsam mit der Firma Juwi und der Uni Birkenfeld planen sie die weltweit erste Terra preta Produktionsanlage im Hunsrück. Ab 2011 sollen im Energiepark in Morbach 50.000 Kubikmeter Terra preta pro Jahr produziert werden. Zunächst vor allem als Pflanzensubstrat für Hobbygärtner. Damit hätten die Bewohner des Amazonas wohl nie gerechnet. Was für ihre Vorfahren viele Jahrhunderte einfach selbstverständlich war, könnte nun den Ackerbau auf der ganzen Welt revolutionieren.

Quelle: http://www.swr.de/im-gruenen-rp/-/id=100810/nid=100810/did=5387410/13e5kgm/index.html