Unser Ziel: Das Konzept der Terra preta einem möglichst großen Kreis von Interessierten zugänglich machen.

Freitag, 9. Oktober 2009

Terra preta - Lösung des Klimaproblems?

Terra preta“ ist sicher ein Begriff, der - heute noch weitgehend unbekannt – in kurzer Zeit vielen Menschen geläufig sein wird. Die bloße Übersetzung aus dem Portugiesischen „Schwarze Erde“ gibt schon einen Hinweis darauf , worum es gehen könnte, doch wir wollen ein wenig weiter ausholen, um Licht in das ganze zu bringen.


Aufzeichnungen der spanischen Eroberer aus dem 16. Jahrhundert über ihr Vordringen in das Amazonas-Gebiet warfen bei den Historikern von jeher viele Fragen auf. Dort wird nämlich von einer riesigen Zahl von Indianern berichtet, denen die Eroberer im Dschungel begegnet sein wollen. Das Problem liegt in der Frage, wie so viele Menschen sich hätten ernähren können. Bekanntermaßen ist der Regenwald Amazoniens eigentlich sehr unfruchtbar, weil der Boden aus einem nährstoffarmen, so genannten Oxisol besteht. Rodet man den Wald und legt Felder an, so sind diese nach wenigen Jahren erschöpft und man muss ein neues Stück Wald roden, um weiter Ackerbau betreiben zu können.


Es bestand also ein Widerspruch zwischen den sonst einigermaßen glaubhaften Berichten der Eroberer und den Erfahrungen der heutigen Zeit. Archäologen konnten schließlich das Rätsel lösen. Sie stießen im Amazonas-Gebiet tatsächlich auf die Überreste zahlreicher und zum Teil großer Siedlungen, die eine hohe Besiedlungsdichte belegten. Die Berichte schienen also zu stimmen. Doch was war mit der Ernährung, denn so viele Menschen konnten nicht allein durch das Sammeln von wild wachsenden Früchten und das Jagen von Tieren ernährt werden?


Die Antwort auf diese Frage erhielt man, als man die Umgebung der Siedlungen näher untersuchte. Dort stieß man auf einen sehr dunklen Boden, der völlig anders aussah, als der eher rötliche normale Urwaldboden und der die Umgebung der Siedlungen in einer Tiefe bis zu zwei Metern bedeckte. Dieser Boden musste gezielt von den Indios angelegt worden sein, denn er enthielt große Mengen gebrannter Tonscherben, die nicht von Natur aus dorthin gekommen sein konnten. Eine chemische Analyse brachte dann endgültige Klarheit: auffälligstes Merkmal dieses Bodens ist der hohe Gehalt an Holzkohle. Daneben findet man auch Fischabfälle und Fäkalienreste. Die Holzkohle färbt den Boden dunkel, woher er seinen Namen bekam: Terra preta.





Wachstumsversuche mit diesem Boden ergaben sehr schnell eine erstaunlich hohe Fruchtbarkeit. Gegenüber dem normalen Urwaldboden ergaben Nutzpflanzen einen wesentlich höheren Ertrag (bis zum Zehnfachen!) und es konnte auch keine Auslaugung von Nährstoffen beobachtet werden.


Die Gründe hierfür sind relativ leicht nach zu vollziehen: Holzkohle hat gegenüber Mineralboden und auch Humus eine stark vergrößerte Oberfläche, die bis zu 800 Quadratmeter pro Gramm betragen kann. Durch den Herstellungsprozess (auf den wir später noch ausführlich eingehen) aus pflanzlichem Ursprungsmaterial bilden sich nämlich extrem viele Kanäle und Poren, die die Oberfläche der Kohle vergrößern. In den Poren können dann sowohl Wasser und Pflanzennährstoffe eingelagert werden. Sie bilden außerdem einen idealen Nährboden für Bodenbakterien, die nach neueren Erkenntnissen unabdingbar für ein gesundes Pflanzenwachstum sind.


Feuchtigkeit und Nährstoffe werden dann langsam abgegeben und durch die Aktivierung des Bodenlebens wird die Verfügbarkeit für die Pflanzen deutlich verbessert. Die Wechselbeziehungen zwischen Bodenbakterien und dem Wurzelgeflecht der Pflanzen sind übrigens noch wenig verstanden. Wir wissen nur, dass sie eine enorm große Bedeutung für das Wachstum der Pflanzen haben. Hier gibt es noch viel Raum für weitere Forschungen!
Durch das gezielte Einbringen von Fischabfällen (Phosphor) und Fäkalien (Stickstoff und Mineralien) haben die Indios dann ein nahezu ideales Substrat für den Anbau von Nahrungspflanzen geschaffen. Dies erklärt, wie es möglich war, auf einem sonst relativ unfruchtbaren Boden eine große Anzahl von Menschen zu ernähren.


Neben den positiven Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum bietet Terra preta aber noch einen weiteren Vorteil, der den ersten vielleicht sogar um einiges überwiegt: die Kohlenstoffspeicherung, vielfach unter dem Fachbegriff „Sequestrierung“ diskutiert. Terra preta ist nämlich zum Teil zwischen 2.000 und 4.000 Jahren alt. Trotzdem ist der Kohlenstoffanteil noch hoch. Offensichtlich kann der Kohlenstoff also über mehrere tausend Jahre gespeichert werden.


Welche Möglichkeiten sich hier ergeben und welche Bedeutung dieser Aspekt auch in Ihrem Umfeld haben kann, werden wir in den nächsten Folgen dieser Artikelserie diskutieren.


Auf Fragen und Anregungen antworten wir gerne unter unserer Email-Adresse:


terrapreta@web.de




AG Energie & Umwelt, Arbeitsgruppe Terra preta

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