Unser Ziel: Das Konzept der Terra preta einem möglichst großen Kreis von Interessierten zugänglich machen.

Freitag, 15. Januar 2010

Terra Preta – Lösung des Klimaproblems? – Teil 8

In der vorangegangenen Ausgabe des Eichen-Linden-Kastanien-Blattes wurde das Verfahren der hydrothermalen Karbonisierung dargestellt. Dieses Verfahren könnte insbesondere für die Produktion von Terra Preta im industriellen Maßstab zum Zuge kommen.

Neben der gezielten Produktion von Terra Preta erschließt sich jedoch auch ein weiteres, riesiges Anwendungsgebiet in der Nutzung von speziellen Öfen in Entwicklungsländern zum Kochen. In dem heutigen Artikel soll ausgehend von der Problematik, in der sich Menschen in Entwicklungsländern heutzutage befinden, ein auf dieses Problem angepasster Ofen vorgestellt werden.

In den armen, ländlichen Regionen Afrikas müssen viele Millionen Menschen täglich um ihr Überleben kämpfen. Sie sind haben keinen Zugang zu sauberen, fließendem Wasser und Elektrizität. Da andere Brennstoffe nicht erschwinglich sind, nutzen diese Menschen Holz, anderes Pflanzenmaterial und sogar Dung zum Kochen ihres Essens. Die Feuerstellen, die hierbei benutzt werden, entsprechen in keiner Weise den Anforderungen an eine gesunde Lebensweise. Häufig kochen die Menschen auf offenen Feuern in ihren Häusern. Der Rauch dieser einfachen Feuerstellen enthält zahlreiche die Gesundheit schädigende Stoffe, die von den Menschen dann eingeatmet werden.

Deshalb erkranken sie an chronischer Bronchitis, Asthma, Lungenkrebs oder Tuberkulose, die zu einer verringerten Lebenserwartng führen. Auch nachts stellen die Feuerstellen eine tödliche Gefahr dar. Da die einfachen Häuser der afrikanischen Bevölkerung häufig nur eine Tür und einen Spalt unter dem Dach als Rauchabzug haben, jedoch keine Fenster, sammeln sich die Gase im Raum. Wenn die Bewohner sich nachts an der noch warmen Feuerstelle zum Schlafen legen, breitet sich häufig das tödliche Gas Kohlenmonooxid aus und die Menschen sterben an einer Kohlenmonooxidvergiftung.

Jährlich sterben rund 3 Millionen Kinder unter 5 Jahren an Atemwegserkrangungen, da ihre Lungen den giftigen Gasen am wenigsten entgegensetzen können. Die giftigen Gase sind nach Unterernährung, Krankheitsübertragung durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und verseuchtem Wasser das viertgrößte Gesundheitsrisiko in den Entwicklungsländern.

Doch welche Möglichkeiten gibt es, den tödlichen Rauch zu vermeiden?

Ingenieure in westlichen Ländern und den Entwicklungsändern selbst haben sich dieses Problems angenommen und es existieren inzwischen zahlreiche Konstruktionen von Öfen, die diesem Problem beikommen sollen und bei entsprechender Verbreitung auch können. Einen solchen Ofen, den Anila Stove, haben wir in dieser Artikelserie bereits vorgestellt. Der Anila Stove kann während des Betriebes auch Bioholzkohle erzeugen, die dann zur Herstellung von Terra Preta verwendet werden kann

Ein weiteres Beispiel für einen solchen Ofen ist der „Lucia Stove“. Er ist etwas aufwändiger in der Konstruktion, weil er gedrehte Teile enthält und setzt deshalb zu seiner Herstellung einen geeigneten Maschinenpark voraus. Bei größeren Stückzahlen kann jedoch der Preis für einen Ofen auf ca. 35 € begrenzt werden. Wenn man geeignete Förderprogramme ins Leben ruft, vielleicht auch als Maßnahme, die sich aus der Kopenhagener Klimakonferenz ergibt, so kann dieser Ofen in größerer Stückzahl zum Einsatz kommen.

Doch was ist das Besondere an diesem Ofen?
Der Lucia Stove besteht aus nur wenigen Teilen. Der Aufbau dieses Ofens ist in den abgebildeten Fotos zu erkennen.


Bestandteile des „Lucia Stoves“ www.world-stove.de



Der "Lucia Stove" www.world-stove.de

Die bei der Verbrennung von organischem Material, wie beispielsweise Holz, anfallende Energie, wird durch die Metallwände sehr gut genutzt. Der Ofen erreicht in seinem inneren sehr hohe Temperaturen. In Versuchen wurde ein Liter Wasser innerhalb weniger als einer Minute zum Kochen gebracht. Durch die hohen Temperaturen werden außerdem die bei der normalen Verbrennung entstehenden Gase mit verbrannt und können die Gesundheit der Hausbewohner nicht mehr gefährden.

Neben dem gesundheitlichen Aspekt bietet der Lucia Stove auch im Hinblick auf den Klimawandel einen großen Vorteil. Nicht nur, dass das Befeuerungsmaterial Holz durch den natürlichen Kohlenstoffkreislauf CO2 neutral ist, …es ist sogar CO2 negativ. Warum?

Das Holz hat während seines Wachstums CO2 aus der Atmosphäre gebunden und den Kohlenstoff in seinen Strukturen gespeichert. Normalerweise würde dieser Kohlenstoff nach dem Absterben der Pflanze erneut als CO2 in die Atmosphäre gelangen, weil das Pflanzenmaterial nach und nach von Mikroorganismen und Kleinlebewesen zersetzt wird. Auch bei herkömmlichen Feuerstellen und Öfen wird praktisch der gesamte Kohlenstoff des Brennmaterials zu CO2 umgesetzt.

Der Lucia Stove arbeitet jedoch nach einem etwas anderen Prinzip. Er nutzt nämlich das Pyrolyse-Verfahren um das Holz zu entgasen. Durch den zweiwandigen Aufbau kann man das eigentliche Brennmaterial mit so genannter Primärluft versorgen, deren Sauerstoffgehalt ausreicht, um das Material zu verschwelen. Die Schwelgase steigen im Inneren auf und werden dann am oberen Ende des Ofens durch zugeführte Sekundärluft, die durch die gekrümmten Kanäle zutritt (siehe Abbildung), vollständig verbrannt. So entsteht eine nahezu rauchlose Flamme. Das ausgegaste Holz bzw. Pflanzenmaterial bleibt als Bioholzkohle im Ofen zurück. Diese könnte zur Herstellung von Terra Preta auf dem Erdboden verteilt werden und den Bewohnern eine ertragreiche Ackerwirtschaft ermöglichen. Nach aktuellen Untersuchungen funktioniert der Anbau von Nahrungsmitteln auf Terra Preta selbst in Wüstenregionen hervorragend. Die Terra Preta glänzt insbesondere in diesen Regionen durch ihre hohe Wasserspeicherfähigkeit.

Zusammenfassend lassen sich drei große Vorteile, die für den Einsatz von Lucia Stove Öfen in Entwicklungsländern sprechen, hervorheben:
Die Rauchentwicklung und der Austritt gesundheitsschädlicher Gase wird minimiert
Der Atmosphäre wird CO2 in Form von Bioholzkohle entzogen
Durch die Möglichkeit einer ertragreichen Ernte auf Terra Preta bietet sich den Bewohnern eine stark verbesserte Ernährung und neue Einkommensmöglichkeiten


Interessierte können nach wie vor einen Bauplan des Ofens „Anila Stove“ (sehr ähnlich dem „Lucia Stove“ per E-mail bei uns kostenlos anfordern.

Auf Fragen und Anregungen antworten wir gerne unter unserer

E-mail-Adresse: terrapreta@web.de

AG Energie und Umwelt, Arbeitsgruppe Terra preta

3 Kommentare:

Martin vom Elfenwald Ökodorf Projekt hat gesagt…

Hallo!

kam auf diesen "alten" Artikel, weil ich gerade mit Holzvergaser-Kochern experimentiere (lebe in Paraguay, jede Menge Eukalyptus-Ästchen, Ölpalmen-Früchte, Zuckerrohr-Reste, etc...) und auf der Suche nach einer Bezugsquelle für LuciaStove & Co bin.

Die Konservendosen-Modelle sind für Alltagseinsatz halt doch meist zu unpräzise... ;-)

Leider stelle ich fest, daß diese sehr nützliche Technologie irgendwie "versandet" bzw. nur über Großprojekte zugänglich zu sein scheint... Die angegebene deutsche World-Stove URL existiert nicht mehr, der US-Reseller ist ein nicht-existenter Ebay-Store, etc...

Gibts den Bauplan für den Anila Stove noch? Wenn ja, freue ich mich über eine Mail: mh (at) elfenwald.org

Danke & Gruß
Martin

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