Unser Ziel: Das Konzept der Terra preta einem möglichst großen Kreis von Interessierten zugänglich machen.

Freitag, 15. Januar 2010

Terra Preta – Lösung des Klimaproblems? – Teil 9

In unseren bisherigen Artikeln sind wir wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass der Zusammenhang zwischen Kohlendioxid-Gehalt (CO2) der Atmosphäre und Klima allgemein bekannt ist und akzeptiert wird.

Doch die öffentlich geführte Diskussion der letzten Wochen hat uns gezeigt, dass dem nicht unbedingt so ist. Deshalb noch ein paar weitere Informationen zum Thema, die etwas mehr Licht in das Dunkel bringen sollen:

Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist bekannt, dass es einzelne Gase gibt, die Wärmestrahlung aufnehmen (absorbieren) und sich dabei entsprechend erwärmen. Dies sind aber nicht etwa die Hauptbestandteile der Luft, also Stickstoff und Sauerstoff, sondern Gase, die eher in geringen Mengenin der Luft vorkommen, nämlich Kohlendioxid und Wasserdampf. Dabei kann der Anteil von Wasserdampf bis zu 4% an der Luft betragen, während Kohlendioxid heute nur knapp 0,04% ausmacht, also nur rund 1/100 des Wasserdampfanteils. Allein diese beiden Gase verursachen bis zu 98% des so genannten Treibhauseffektes, sind also für das gegenwärtige Klima – und auch das künftige! - der Erde verantwortlich. (Wasserdampf bestimmt den Wärmehaushalt dabei zu 36 – 72%, Kohlendioxid zu 9 – 26%).

Aus physikalischen Berechnungen und Experimenten ergibt sich nämlich, dass unsere Erde nur mit einer Lufthülle OHNE Treibhausgase eine Durchschnittsgtemperatur von ca. -18 °C aufweisen würde, also ungefähr 33 °C kälter wäre, als sie es heute MIT den Treibhausgasen ist.

Es ergibt sich also fast von sellbst, dass eine Lufthülle mit einem höheren Anteil von Treibhausgasen auch eine insgesamt wärmere Atmosphäre zur Folge hätte. Dabei ist aber noch zu beachten, dass der Wasserdampfgehalt der Luft stark von der Umgebungstemperatur abhängig ist, während der CO2-Gehalt praktisch beliebig hohe Werte annehmen kann. Letzteres ist also das wichtigere der beiden Klimagase.

So haben wir Menschen es während der letzten 200 Jahren geschafft, den natürlichen CO2-Gehalt der Luft von rund 0,028% (280 ppm) auf inzwischen 0,039% (390 ppm) zu erhöhen. Obwohl die Werte für den Laien immer noch sehr niedrig erscheinen, ist dies schon ein Zuwachs von fast 40%!

Aber der Zuwachs geht weiter und ohne entsprechende Anstrengungen werden wir noch in diesem Jahrhundert eine Verdoppelung gegenüber dem natürlichen Wert der vergangenen Jahrtausende bekommen.

Dabei muss man eben wissen, dass der CO2-Gehalt in der jüngeren Vergangenheit über mehrere Tausend Jahre relativ stabil war und nur im Bereich von wenigen Dutzend ppm schwankte, während wir Menschen durch unser Zutun, nämlich aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas sowie Waldrodung und Ausweitung der Ackerflächen ihn schon um über 100 ppm erhöht haben.

Welche Folgen das für das System Erde haben würde, wird seit gut 20 Jahren intensiv von Klimawissenschaftlern untersucht. Obwohl es noch manche Unsicherheiten gibt, ist heute schon sicher, dass die nachteiligen Folgen eines ungebremsten CO2-Anstiegs mögliche Vorteile bei weitem überwiegen würden.

Weil unsere Erde heute schon an vielen Stellen dicht mit Menschen besiedelt ist, und kaum noch Ausweichgebiete vorhanden sind, könnten schon kleinere Auswirkungen des Klimawandels oder besser gesagt, der globalen Erwärmung zu Wanderbewegungen führen, die die Völkerwanderungen der historischen Vergangenheit weit in den Schatten stellen. Um nur eine mögliche Folge zu nennen: ein Meeresspiegelanstieg von deutlich mehr als einem Meter in diesem Jahrhundert ist denkbar, wenn wir ungehindert fortfahren, CO2 in die Atmosphäe zu pumpen.

Was auch nur ein Meter zusätzliche Meereshöhe bedeuten würde, kann man sich mit ein bisschen Fantasie und geringen Geografiekenntnissen leicht selber ausmalen.

Doch bereits, das, was sich heute in der Atmosphäre befindet, ist schon zu viel und wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Klimaänderungen der nächsten zwei bis drei Jahrzehnte bestimmen. Denn das Klimasystem der Erde ist wegen der großen Oberfläche der Ozeane träge und reagiert mit entsprechender Verzögerung auf Änderungen der Luftzusammensetzung.

Deshalb ist es durchaus sinnvoll, darüber nachzudenken, ob es nicht Möglichkeiten gibt, einen Teil des CO2s wieder aus der Atmosphäre zu entfernen, wobei es natürlich auch mindestens ebenso wichtig ist, weitere Emissionen aus den fossilen Brennstoffen zurück zu fahren. Über Letzteres wird ja gerade in Kopenhagen verhandelt.

Mit technischen Mitteln wird es allerdings kaum gelingen, nennenswerte Mengen von CO2 aus der Luft zu holen. Allein schon der Energieaufwand dafür wäre gewaltig. Ein Kubikmeter Luft enthält knapp ein halbes Gramm CO2. Man müsste also mehr als zwei Millionen Kubikmeter Luft „filtern“, um auch nur eine Tonne CO2 herauszuholen.

Wir Menschen emittieren inzwischen aber pro Jahr mehr als 30 Milliarden Tonnen CO2 (siehe Abbildung)! Also keine Chance, das Problem technisch zu lösen. Möglich wäre es aber, den Pflanzen diese Arbeit zu übertragen, denn die tun seit mehreren hundert Millionen Jahren nichts anderes: sie entnehmen der Luft CO2, gewinnen daraus Kohlenstoff und bauen ihn in ihre Pflanzenmasse ein. Erntet man die Pflanzen könnte man daraus den Kohlenstoff gewinnen und auf dem selben Acker die nächste Pflanzengeneration zur Gewinnung weiterer Kohle heranziehen. Und das immer wieder aufs Neue!



Wie wir bereits berichtet haben, ist die so gewonnene Biokohle aber auch Grundstoff für die Terra preta, die neben der Kohlenstoffspeicherung auch einer der besten Pflanzendünger ist! Auf diese Weise könnte man also tatsächlich einen viel versprechenden Weg zur Lösung des Klimaproblems beschreiten.


Fragen und Anregungen beantworten wir gerne unter unserer Email-Adresse terrapreta@web.de

Arbeitsgruppe Terra preta in der AG Energie & Umwelt

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